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P. aus Tibet

P. geboren am 02.04.1983 in Dokkha, Tibet. Sie wuchs mit ihrer kleineren Schwester bei Ihren Eltern in diesem kleinen Dorf mit 30 Häusern auf. Dort lernte sie kochen, half beim Putzen und fütterte die Kühe. Eine Schule besuchte sie nie. Als 2008 in China die Olympiade stattfand, gab es einige Demonstrationen in Tibet. Dadurch ausgelöst sind die Repressionen auf die Tibeter viel härter geworden. Mit ihrem Mann führte sie ein kleines Restaurant in Dokkha. Eines Tages hing ein Bild von Dalai Lama mit der Einladung, er solle doch zurück nach Tibet kommen, an der Türe ihres Betriebes. Daraufhin bedrängte und bedrohte das Dorfoberhaupt sie. Er setzte ihnen, ein auf chinesisch geschriebenes Papier vor, auf dem sie mit Fingerabdruck ihre Schuld eingestehen sollten. Sie weigerte sich das zu tun, weil sie sich keiner Schuld bewusst war. Es wurde so schlimm, dass sie sich mit dem Einverständnis ihrer Eltern zur Flucht entschied.

Im Februar 2013 floh sie in einem Lkw nach Nepal. Dort lebte sie versteckt drei Monate als Sans Papier. Die Flucht war für sie schwierig und schier unerträglich. Da sie nicht lesen konnte und die Länder, durch die reiste, nicht kannte, kann sie auch nicht sagen, wie sie schliesslich in die Schweiz kam. Sie hat sich ganz einem Schlepper anvertraut. Er brachte sie am 12.05.2013 nach Kreuzlingen. Dort hat sie die ersten drei Monate mit Küchenarbeit und Toiletten reinigen verbracht. Für weitere vier Monate kam sie nach Interlaken, bevor sie nach Faulensee kam, wo sie einen Deutschkurs besuchen konnte. Damit lernte sie sprechen, lesen und schreiben. Letzteres kann sie in ihrer Muttersprache nicht. In Faulensee lernte sie andere Tibeter kennen, mit denen sie zum Teil dann in einer gemeinsamen Wohnung in Thun wohnte.

Ende Juli 2016 erhielt sie den Negativentscheid zum Asylgesuch. Gründe dazu sind z.B., dass sie ihren Fluchtweg nicht genau beschreiben konnte, sie zwar Tibeterin sei, aber nicht dort aufgewachsen. In einem Interview musste sie erklären, wie sie Tschangara (ein alkoholisches Getränk) herstellte, dies deckte sich nicht ganz mit den Recherchen vom SEM. Seit dem Entscheid lebt sie wieder in der KU Bergsunne Hondrich von Nothilfe. Sie erhält zwar eine Sondergenehmigung für einen Deutschkurs und darf im Altersheim als freiwillige Helferin arbeiten. Diese Arbeit mit alten Menschen gefällt ihr sehr gut und hilft ihr auch die Deutsche Sprache zu üben. Es ist ihr wichtig sich in die Gesellschaft, in der sie lebt,  einzubringen und mitzuhelfen. Sie wünscht sich die Anerkennung als Flüchtling, ihren Unterhalt selber zu verdienen und damit der Schweiz zurückgeben, was sie bis heute von ihr erhalten hat. Seit dem 15.03.2020 wohnt sie mit ihrem Partner T. In einer Privatunterkunft, vertraglich geregelt mit dem ABEV (Amt für Bevölkerungsdienste). Mit der Privatunterbringung konnte sie dem Schicksal vom Rückkehrzentrum entkommen. Sie darf aber nicht arbeiten noch in die Schule gehen, muss einfach warten.